Film • Theater • Regie
»Welchen Regeln folgen unsere Beziehungen, wie sind die sozialen Verhältnisse beschaffen, fragt Regisseur Klaus Gehre ... auch mit Bezug auf Roland Barthes’ Simulacrum-These. Soll dieser zufolge ein Objekt derart rekonstruiert werden, dass man das ihm zugrunde liegende Regelsystem erkennen kann, so nimmt Gehre den Text selbst als ein solches Objekt, um die Gegenwart zu spiegeln. Das funktioniert auf einnehmend-charmante Weise. Die Schauspielenden agieren nicht aufgesetzt, unterstreichen eben nicht, dass hier alles eine Bedeutung haben kann – aber nicht muss. Das Objekttheater erhöht den Eindruck der Leichtigkeit. Und unter der Lockerheit verliert sich jeder Gestus von Großkopfertheit. Die Zuschauenden müssen in sich selbst hineinfragen. Ästhetisch besonders stark zeigt sich hier die Inszenierung von Raum. Auf der Raumbühne platziert, wirkt das Publikum ein bisschen verloren in den dunklen Weiten des Theaterhauses. Geschickte Lichtführung setzt Akzente, leuchtet mal hier, mal dort Stellen aus und unterstreicht die Schwärze dieses Lochs, weil stets nur Spotlights aufblitzen. Bis im beeindruckenden Schlussbild alle Lichter kometenhaft in den Bühnenhimmel schießen.« (Tobias Prüwer)
Die Deutsche Bühne Februar 2021